Tschernobyl – erst kam die Strahlung, dann kamen die Gaffer

Vor 20 Jahren explodierte der Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl. Eine radiaoaktive Wolke brachte damals den Fallout über weite Teile Europas. Zehntausende starben. Zehntausend werden noch an den Folgen der Katastrophe sterben.

Tschernobyl heute:
In Pseudo-Schutzanzüge gepackt stapfen Gestalten durch die gesperrte Schutzzone. Sie tragen teils Geigerzähler – teils Kameras. Sie gehören keiner staatlichen Organisation an. Auch stammen sie von keiner Schutzorganisation, die sich ein Bild von der Gegend machen möchten.
Es handelt sich um Touristen!
Sie werden in Reisebussen angekarrt. Knapp etwas mehr als 200 EUR kostet so ein Tagesausflug in die Sperrzone – die Anreise z.B. nach Kiew nicht eingerechnet.
Dabei ist das Programm alles andere als umfangreich. Ein Checkpoint, kontaminierte Maschinen, der Reaktor und dann die Geisterstadt Pripjat.
Vor ca. 10 Jahren entdeckte man diese Einnahmequelle und dieses Jahr, da sich die Katastrophe zum 20. mal jährt, wird diese wohl besonders einträglich sein. Den Gaffern sein Dank.
Das Internet ist gespickt mit den Berichten der ach so betroffenen Extremtouristen. Alle erzählen das gleiche, alle Berichte zeigen die gleichen Bilder. Moderne Gaffer, die ihre erkauften Erfahrungen ihrer Umwelt kundtun möchten. Sie möchten zeigen, dass sie dort waren. Dort in der Todeszone. Sie möchten beweisen, wie betroffen dies alles sie macht.
Es sind Privatpersonen, Buchautoren, Fernsehteams, teilweise pseudo Promis, die versuchen, sich dadurch selbst positiv in die Presse zu bringen.
Sind dies die neuen Botschafter von heute? Oder treibt diese Leute nur die Neugierde? Dient dies gar nur dem Selbstzweck der Selbstdarstellung?

Wahre Betroffene helfen. Wahre Helden brauchen keine Kameras. Nur Gaffer heucheln Betroffenheit. Wer wirklich betroffen ist hilft lieber direkt und im Stillen.
Z.B. in Form einer Spende an die Deutsche Krebshilfe oder ähnliche Einrichtungen, die versuchen, die Folgen der Katastrophe für die Menschen zu lindern. Hier wäre das Geld, was diese Katastrophentouristen für solch eine Reise ausgeben, sicherlich sinnvoller angelegt.

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13 Antworten zu Tschernobyl – erst kam die Strahlung, dann kamen die Gaffer

  1. Masei1202 sagt:

    Sicher hast du mit deiner Einstellung Recht:
    „Wahre Betroffene helfen. Wahre Helden brauchen keine Kameras. Nur Gaffer heucheln Betroffenheit. Wer wirklich betroffen ist hilft lieber direkt und im Stillen.“ usw.
    Es ist aber leider so, dass man der Öffentlichkeit erst den Dreck in die Augen schmeissen muss, so das sie sich ihn später wieder aus den selben wischen können.
    Was ich sagen will ist, es muss auch Leute mit Kameras und Notizzetteln geben, die die Realität öffentlich zugänglich machen. So dass jeder medial Erreichte wirklich weiss, was dort passiert ist.
    Das ist eine wertvolle Arbeit, wie oft sie jedoch stattfinden soll, und wie viele male sie übertünscht werden muss, sei mal ausser Frage gestellt.
    Ich persönlich empfand Astrids kurze Reportage nicht als eine weitere Folge dessen, was du als Gaffer usw, bezeichnest.

    Servus
    Masei1202

  2. annjabusch sagt:

    „Z.B. in Form einer Spende an die Deutsche Krebshilfe oder ähnliche Einrichtungen, die versuchen, die Folgen der Katastrophe für die Menschen zu lindern. Hier wäre das Geld, was diese Katastrophentouristen für solch eine Reise ausgeben, sicherlich sinnvoller angelegt. “

    hätte man sich sachkundig gemacht, wüßte man, das das geld, das eine reise nach tschernobyl kostet, gerade eben jenen angesprochenen einrichtungen zu gute kommt.

  3. Georg sagt:

    Hi CJ,

    Du meintest wohl nicht Katastrophentouristen, sondern eher Katastropenterroristen.

    Gruß

  4. C.J. sagt:

    @Annjabusch:
    Das Geld für den Flug von Deutschland in die Ukraine kommt sicherlich keinerlei dieser Einrichtungen zu gute.

  5. annjabusch sagt:

    wer spricht von flug? nach tschernobyl fährt man mit dem bus. informiere dich, bevor du mitredest.

  6. A.J. sagt:

    Ich möchte mal behaupten, daß da nicht viel Geld für irgendwelche Hilfsorganisationen übrig bleibt und wenn da wirklich was übrig bleiben sollte, „verschwindet“ das Geld sicherlich irgendwo in dunklen Kanälen.
    Aber wenn man Glauben will….

  7. C.J. sagt:

    @Annjabusch: Du schreibst selber in Deinem Bericht, dass Ihr von Kiew aus mit dem Bus nach Tschernobyl gefahren seid. Und wie bitte schön seid Ihr nach Kiew glangt? Auch mit dem Bus? 1300 km? Alleine die reine Fahrzeit wären 16 Stunden.

    Und wie AJ schon sagt: Von den 220 EUR was diese Ausflug kostet, werden sicherlich keine 220 EUR für irgendeiner Hilfsorganisation übrig bleiben.

    Wenn Du solch eine Tour machst und damit auch noch Promotion für jemanden betreibst, dann musst Du halt auch mit der Kritik leben.

    Wer etwas veröffentlicht, muss eben auch mit der Kritik leben können. Wer das nicht kann, sollte lieber nichts veröffentlichen.

  8. annjabusch sagt:

    du meinst also allen ernstes, ich brauche eine rechtfertigung, um in die UKRAINE zu fliegen?

    auch du und „A.J.“ könnt euch ein urteil bilden – NACHDEM ihr euch schlau gemacht habt. die informationen könnt ihr auch vom bequemen sessel aus erlangen. (nicht zuletzt deswegen, weil es andere gibt, die ihren hintern hoch kriegen und vor ort recherchieren.)
    bis dahin ist das, was ihr hier vor euch hin plappert, nur hohles geblubber.

    the end

  9. A.J. sagt:

    irgendwie scheint Deine Shift-Taste nicht zu funktionieren….

  10. kübler sagt:

    Hallo zusammen!

    also kurz: ich muss dahin u ich gehe dahin! wie ihr mir sagt ist mir egal..es gibt menschen die dahin müssen um zu verarbeiten. Danke für das Verstädnis!

    Könntest du oder ihr mir sagen wie ich dahin komme! Ich finde null infos darüber u die zeit drängt! Bitte gebt mir infos u ich bin euch sehr dankbar!

    ein Dankeschön

    urs.kuebler@pestalozzi.com

  11. C.J. sagt:

    Hallo Herr Kübler,

    wir kritisieren es nicht, wenn jemand sich dorthin begibt, um etwas zu verarbeiten. Genausowenig kritisieren wir es, wenn jemand aus beruflichen Gründen in die Gegend muss um dort zu arbeiten. Bitte verstehen Sie uns da nicht falsch. Wir kritisieren alleine den Katastrophentourismus.
    Bezüglich Ihrer Anreise: Bitte wenden Sie sich an das nächste Reisebüro Ihres Vertrauens. Die können Ihnen sicherlich weiterhelfen.

    Gute Reise

  12. Pingback: Ich Blog Dich! » Blog Archive » Interview mit der Deutschen Krebshilfe

  13. urs kübler sagt:

    Danke C. J

    wüsste nicht ob das mit dem reisebüro hilft..oder wenn dann kostet es noch mehr..es gibt ein anmeldeformular online! gute u schnelle sache..und man kann sich drauf verlassen.

    War ein unglaubliches erlebnis u empfehle es allen dahin zu gehen. sonst glaubt die ganze welt was die politiker zu uns sagen..von wegen wir sind bei der arbeit..das wüsste ich!! elende scheisse ja! seit in 225 tage wurde dieser reaktor gebaut (unter stalin) u seit 20 jahren sind sie bei der reperatur??????? ja……

    bei fragen mailt mir einfach…

    gruäss

    urs

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