Mit viel Engagement und einem großen Schuss Humor kritisiert Holger Kreymeier seit gut zwei Jahren mit seinem monatlich erscheinenden TV-Magazin Fernsehkritik.tv mangelnde Qualität im privaten und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Man muss nicht immer seiner Meinung sein – aber sein Engagement ist bemerkenswert.
Vor Kurzem hat Kreymeier die Aktion „Dafür zahl‘ ich nicht!“ ins Leben gerufen.
Analog zu den gewohnten GEZ-Spots „Dafür zahl‘ ich!“ nimmt die Aktion gezielt die Qualität des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ins Visier.
Wie Kreymeier versichert geht es bei dieser Aktion NICHT um den Aufruf, die GEZ zu boykottieren. Ganz im Gegenteil.
Mit der Aktion erinnert Kreymeier an den eigentlichen Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten …
… und bringt seine Kritîk auf den Punkt…
NDR kündigt Zusammenarbeit mit Fernsehkritiker
Was bisher niemand wusste, und was Kreymeier auch gewollt von seinem privaten Engagement trennte: Kreymeier arbeitete u.a. für die Multimedia-Abteilung des NDR und textete Untertitel für gehörlose Zuschauer.
Sein privates Engagement scheint seinem Auftraggeber, dem NDR, nicht zu schmecken. Zeitnah mit Beginn der Aktion hat dieser die Zusammenarbeit mit Kreymeier gekündigt. In einem ersten Statement erklärt der Fernsehkritiker:
Er wirft dem NDR u.a. vor kritikresistent zu sein.
In einer Pressemitteilung erklärt der NDR :
„Zum anderen hat der NDR keineswegs eine Beendigung der bisherigen Zusammenarbeit festgestellt. Tatsächlich wurde Herrn Kreymeier lediglich mitgeteilt, dass – vor dem Hintergrund seiner Initiative ‚Dafür zahl‘ ich nicht‘ – eine Fortsetzung der Zusammenarbeit überprüft werden müsse.“
Wo kompetente Führungskräfte vor Dankbarkeit für kompetente Kritiker in den eigenen Reihen Purzelbäume schlagen würden, „überprüft“ der NDR die Zusammenarbeit. Nach störungsfreier Weiterbeschäftigung hört sich dies nicht an.
Aber belassen wir die nähere Betrachtung des kompletten Dialogs den Spezialisten für solche Angelegenheiten, Spiegel Online und DWDL.de, und beschäftigen wir uns mit dem eigentlichen Kern der Sache.
Persönliche Meinung
Um es vorab deutlich zu sagen: Ich sehe durchaus einen Sinn in einem gebührenpflichtigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Es gibt jedoch einige Punkte, die mich an der ganzen Geschichte ärgern.
Zum einen erinnert mich die Aktion „Dafür zahl‘ ich nicht!“ daran, dass mir beim Studieren des Programms der öffentlich-rechtlichen Sender schon mehr als einmal der Gedanke gekommen ist, dass dies doch nicht das Ergebnis unserer Gebühren sein kann. Dem nicht genug, werden wir Gebührenzahler auf diesen Sendern auch noch mit Werbung konfrontiert.
Durch den „Umbau“ der Sender in den letzten Jahren, wurden immer mehr vorher frei empfangbare Sender in einigen Bundesländern in den digitalen Bereich abgeschoben, die der Gebührenzahler dann nicht ohne zusätzliche Kosten weiter frei empfangen kann. Ähnlich ist es mit den digitalen Spartenkanälen.
Wir zahlen also für Sender die wir ohne private Investitionen jedoch nicht oder nicht mehr empfangen können.
Zum anderen ärgert es mich, dass gerade eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die von unseren Gebühren lebt, mit Kritikern so kritikresistent umgeht. Hier läßt sich der NDR in meinen Augen eine große Chance entgehen, in dem er Fähigkeiten wie die von Holger Kreymeier so sträflich ignoriert.
Für mich ein Grund mehr, mich in diesem Blog die kommende Zeit mal etwas näher mit dem Moloch der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu befassen.
Bildquelle:
Webseite „Dafür zahl‘ ich nicht!“ mit freundlicher Genehmigung von Holger Kreymeier.
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