Wochenmarkt-Philosophie

Gerade am Feinkoststand.

Ich bin gerade beim Bezahlen. Die Verkäuferin nimmt mein Geld und ist dabei, mir meine Ware zu reichen.
Verkäuferin: Wussten Sie schon, dass vorausgesagt wird, dass zwischen den Jahren 2011 und 2020 es verpönt sein wird, wenn man kein Yoga macht.
Ich: Ach was?
Ich werfe einen Blick auf die Tüte mit meiner Ware, die noch immer in der Hand der Verkäuferin ruht. Sie macht eine Andeutung, mir die Ware zu geben. Bemerkt dann aber, dass was in der Tüte verrutscht ist, und stellt die Tüte wieder ab, um den Inhalt besser auszutarieren.
Verkäuferin: Das hängt mit der allgemein steigenden Unzufriedenheit der Menschen zusammen.
Ich: Ist nicht wahr?
Ich blicke sehnsüchtig auf die Tüte mit meiner Ware, an der die Verkäuferin immer noch rumfummelt. Anscheinend scheint der Inhalt noch nicht perfekt ausgerichtet zu sein.
Verkäuferin: Doch doch, es steigen ja auch immer mehr die Selbstmordzahlen …“
Ich: Äh ja, ich glaube spontan erkennen zu können, woran das liegen mag.
Ich fuchtele mit meiner Hand Richtung Tüte, in der Hoffnung, dass die Verkäuferin ein Erbarmen hat und mir endlich meine Ware gibt.
Verkäuferin: … und dadurch steigt dann auch die Sehnsucht nach mehr Spiritualität … bla bla bla …
Ich: Apropo Sehnsucht …
In mir kommt die Sehnsucht auf, der Verkäuferin die Tüte mit Gewalt zu entreißen.
Verkäuferin: … innere Reinigung … bla bla bla …
Ich schaue die Kundin an, die nach mir kommt. Unsere Blicke treffen sich. Ich bilde mir ein, Angst in ihrem Blick erkennen zu können. Angst vor dem, was ihr blüht, wenn ich weg bin und sie dran kommt. Wenn ich nur schon weg wäre.
Verkäuferein: .. bla bla bla … Was sagen Sie dazu?
Sie streckt mir die perfekt austarierte Tüte hin.
Ich: Wann war das? 2011 bis 2020?
Verkäuferin: Äh, ja, warum?
Ich kralle mir meine Tüte. Stolz und Erleichterung durchströmen mich.
Ich: Dann ist ja noch etwas Zeit. Wir sehen uns dann 2011 wieder. Tschüß.