Gefangen im DSL-Dschungel

Es kommt mal der Tag, an dem man sich Gedanken darüber macht, ob man bei dem aktuellen DSL-Anbieter bleiben möchte oder lieber zu einem anderen wechselt.
Genau an diesem Tag macht man schon den ersten Schritt in den Dschungel der gängigen DSL-Anbieter.

Das geht schon los mit der DSL-Speed. Was man schon hat, möchte man nicht aufgeben. Ob der neue Anbieter auf die gleiche Geschwindigkeit schaltet, kann er einem aber vorab nicht zusichern. Lapidar heißt es dann „Wir schalten das Schnellste was geht.“ Aber was heißt das? Das Schnellste an Down- und Upload oder nur das Schnellste an Download und davon dann eine abhängige Größe für den Upload, obwohl mehr gehen würde?
Man möchte sich ja nach so einem Wechsel nicht verschlechtern.

Lustiger wird es, wenn man sich die Vertragslaufzeiten anschaut. Waren es früher 1 Jahr mit einer späteren Kündigungsfrist von wenigen Monaten, sind es heute 1-2 Jahre mit Verlängerung des Vertrags um weitere 12 Monate, wenn man nicht zu einem bestimmten Tag kündigt.
Verpennt man den Termin, ist man gleich mal 3 Jahre gebunden. Und das bei einer Technik, die sich jederzeit wieder verändern kann. Zur Not kann man ja den Vertrag dennoch kündigen, wenn man später zu einem anderen Anbieter wechseln will. Dann zahlt man eben mal für bis zu einem Jahr an zwei Anbieter: An den Alten und an den Neuen. Ich glaube, die DSL-Anbieter kalkulieren das mit ein und reiben sich mit leuchtenden Äuglein und geifernden Mäulern ihre vor Freude verkrampften Hände, wenn ein Kunde vorzeitig kündigen will: Man muss keine Dienstleistung erbringen und bekommt dennoch seine Kohle. Ein Traum!
Alternativen gibt es kaum. Nur wenige Anbieter haben kürzere Kündigungsfristen und noch weniger sehr kurze oder quasi gar keine Mindestvertragslaufzeiten.

Doch wenn man sich denkt „dann gehe ich doch zu so einem Anbieter“, dann sollte man vorher mal in einigen einschlägigen Foren nachlesen. Dann stößt man sehr schnell auf unzufriedene Kunden solcher Anbieter, die über die eine oder andere Gängelung schimpfen. Einige Anbieter schreiben gar bestimmte DSL-Modem vor. Kunden, die diese Geräte bisher nicht benutzt hatten und einfach ihre bisherigen Router über eingebaute Modem verfügten und sich so direkt ans Netz anschließen ließen, berichten darüber, dass das plötzlich nicht mehr ginge. Der Anbieter soll Gerüchten zur Folge in die hauseigenen Modems Keys eingestellt haben. Nun werden diese abgefragt. Der eigene Router verfügt nicht über diese Keys und funktioniert nicht mehr alleine am DSL-Netz. Also muss man doch wieder das Anbieter-Modem auspacken.
Doch warum diese Mühe? Aha, der Anbieter soll so im Sinne der Kundenbetreuung (natürlich!) jederzeit von der Ferne auf seine hauseigenen Modems zugreifen können.
„Haben sie Zweifel und Bedenken, was das bedeuten kann, so fragen sie einen IT-ler ihres Vertrauens.“

Weiter geht es. Analoge oder DSL-Telefonanschlüsse entpuppen sich bei manchen Anbietern als versteckte VoIP Lösungen. Warum sagt man das den Kunden nicht vorher? Keine Ahnung. Sollte man?

Also doch wieder zurück zum Ex-Monopolisten? Wenn man den Nachrichten glauben darf, sollte der sich über jeden Kunden, der wieder demütig zurückkehrt, freuen. Schauen wir doch mal, welche Aktionen der gerade am laufen hat: Oh, nix!
Wo sind die Aktionen, bei denen man die Anmeldegebühr spart oder für eine gewisse Zeit einen Teil der Grundgebühr einspart? Nix! Es überkommt einem langsam die Erkenntnis, warum die anderen Anbieter so einen Zulauf an Ex-Kunden des Ex-Staatsunternehmens haben.

Und noch was: Beim Wechsel von unserem Ex-Staatsbetrieb zu anderen DSL-Anbietern konnte man bisher problemlos die Rufnummern mit übernehmen. HUCH! Anders herum geht das plötzlich nicht mehr. Warum nicht? Keine Ahnung! Wer also an seiner Rufnummer hängt, hat verloren.

Welchen Vorteil hätte man denn dann, wenn man wieder zurückkehrt?
Ah!!!!! VDSL! Geil! Oder doch nicht? Ja, wäre toll. Der Preis wäre auch OK. Aber für die eigene Stadt gibt es das noch nicht. Anscheinend noch sehr lange nicht, denn einen Termin kann einem niemand nennen.

Am Ende nach dem Studieren von zig AGBs und Vertragsbedingungen, nach zig Anrufen bei diversen Hotlines (die übrigens für Neukunden meist kostenlos sind – was sich aber zusammen mit der Erreichbarkeit eines Ansprechpartners schlagartig ändert, sobald man Bestandskunde wird) und nach nächtelangem Lesen in diversen Foren kommt man zu dem Schluss:
Der alte Vertrag macht es doch noch ne Weile. Die Nachteile, die so ein Wechsel mit sich bringt, überwiegen die Ersparnis. Und eine Garantie auf eine höhere Bandbreite gibt es eh nicht.

Also wirft man alles Gelesene in die Ecke seines Hirn mit dem Wissen, dass das frisch angeeignete Know How über die aktuellen DSL-Tarifstrukturen im nächsten Monat eh wieder total veraltet und überholt ist.

Alles „sich informieren“ war umsonst. Nur ein Gefühl, dass dieses Chaos von den DSL-Anbietern nicht ganz ungewollt sein könnte, verbleibt in der Magengegend.

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2 Antworten zu Gefangen im DSL-Dschungel

  1. ixy sagt:

    DSL hatte ich seit den Anfängen bei der Telekom und hatte bis vor einer Woche noch den Internetzugang bei GMX. Ein Uraltvertrag mit 4GB Trafficbeschränkung.
    Hatte auch bisher immer gereicht.

    Nun wurde es aber immer öfter knapp mit dem Traffic, also habe ich bei GMX angefragt, ob sie mir was besseres anbieten können.
    Die hatten aber nur ihre 1&1-Langverträge.

    Und diese Verträge sind mir wirklich zu langfristig. Zumal sich bei DSL und den Telefonanschlüssen im kommenden Jahr sicherlich noch etwas bewegen wird.
    Also bin ich jetzt übergangsweise bei Congstar(Telekom).
    Da komme ich immer zum Monatsende wieder raus.

    Und die Anschlussgebühr bekommt man teilweise wieder raus, wenn man auf seiner Webseite den passenden Affilli-Banner einbindet und sich darüber anmeldet… 😉

  2. C.J. sagt:

    Die Kündigungsfristen sind bei Congstar durchaus interessant. Von der Speed wäre es eventuell eine Verschlechterung.
    Aber immerhin stehen bei denen die Daten, auf welche Werte die Geschwindigkeiten zurück geschaltet werden, sollte die geplante Speed technisch nicht erreicht werden können. Von dieser Transparenz können sich andere Anbieter noch ne Scheibe abschneiden.

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