Es ist schon einige Jährchen her, da hatte ein (damals) recht guter Freund Geburtstag und ich war eingeladen. Also musste ein passendes Geschenk her.
Nun tun wir Männer uns ja mit Geschenken außerordentlich schwer. Da haben wir irgendwie das Gen nicht für. Ich wusste, er und seine Partnerin spielen gerne Gesellschaftsspiele. Also nix wie ab in das nächste Spielwarengeschäft und (natürlich in heimlicher Absprache mit der Partnerin des Geburtstagskindes, damit die nachher ja nix Doppeltes zu hause rumliegen haben) ein passendes Spiel rausgesucht.
Als ich zur Kasse wollte, kam ich bei der Scherzartikelabteilung vorbei und dachte mir, da suchste noch was Lustiges raus. Da einige Leute zu mir immer sagen „Man, was bist du für ein Witzbold“, müsste so ein kleines Zusatzgeschenk doch gut ankommen.
Nach dem Studium der vorhanden Scherzartikel, hatte ich eine Haarbürste in Form einer weiblichen Brust und ein Scherzmeterstab in die engere Auswahl genommen. Das erstere, also die Bürstenbrust oder Brusthaarbürste oder wie man das nennen mochte, hatte an sich keinen eigentlichen Griff. Oben war es eben Brust und unten Haarbürste, so dass man zum Haare kämmen seine Hand auf eine große wohlgeformte Brust legen musste. Das würde ihm bestimmt gefallen.
Es gab jedoch zwei Gründe gegen diesen Artikel. Zum einen, dachte ich mir, gibt es sicherlich eine nur mündlich überlieferte Regel die lautet: Schenk einem Mann nix in Form einer weiblichen Brust, wenn diese größer ist als die realen Brüste seiner Partnerin. (Oder heißt die Regel: Schenk einem Mann gar nix in Form einer weiblichen Brust, wenn seine Freundin anwesend ist?).
Der zweite Grund, der gegen das Geschenk sprach war das schwindende Haupthaar des zu Beschenkenden.
Ich entschied mich also sicherheitshalber für den Scherzmeterstab. Den Meterstab musste man sich so vorstellen, dass er mehr anzeigte als real vorhanden war. Sprich jeder Zentimeter maß nur 8-9 Millimeter auf dem Meterstab. Also alles was damit gemessen wird wirkt automatisch länger als es in Wirklichkeit ist. Ansonsten sah das Teil wie ein herkömmlicher Meterstab aus, den man normalerweise auf 2 Meter ausklappen konnte. Selbst eine Werbung für eine wohl nicht existierenden Baufirma war seitlich aufgedruckt.
Wofür mein Bekannter das Teil gebrauchen könnte, wollte ich seiner Fantasie überlassen.
So ging ich guten Gewissens Richtung Kasse und bezahlte das Spiel und den Scherzartikel.
Am kommenden Wochenende war die Geburtstagsfeier. Wie immer kam ich zu spät (das ist chronisch bei uns Waagen, da können wir nix für). Anscheinend waren noch mehr Waage-Geborenen eingeladen, denn als ich eintraf muss kurz vorher ein Schwung Gäste angekommen sein. Und so staute es sich im Flur auf dem Weg ins Wohnzimmer und alle wollten ihre Geschenke übergeben und vom Geburtstagskind natürlich ein „Danke toll“ und ähnliches hören.
Als ich an der Reihe war und meine Geschenke übergeben wollte, hatte ich ursprünglich vor, noch ein, zwei Worte (gerade zum Scherzartikel) zu sagen. Aber von hinten schob schon der nächste Gast und so kam ich nur zum Gratulieren, bevor ich ins Wohnzimmer taumelte. Ich sah nur noch das verdutzte Gesicht meines Bekannten, als er den Meterstab auspackte.
Den Rest von der Feier war Standard: Kaffee und Kuchen, Quatschen, Abendessen, Gesellschaftsspiele, Weinrunde usw.
Das Übliche halt. Irgendwie vergaß ich, nochmals den Scherzmeterstab anzusprechen – leider.
Einige Wochen später besuchte ich ihn mal wieder und als ich den Flur betrat, viel mir sofort ein neuer Garderobenschrank auf, der vor einer Nische parkte und diese verstellte.
Ich fragte meinen Bekannten, warum er den Schrank nicht in die Nische stellte.
Er erklärte mir, er hätte den Schrank von einem Schreiner extra für die Nische anfertigen lassen. Doch der Idiot von Schreiner hätte den Schrank zu breit angefertigt und nun passe er nicht in die Nische. Jetzt würde er sich mit dem Schreiner herumstreiten, der behaupten würde, er hätte die falschen Maße übermittelt bekommen. Doch mein Bekannter meinte, er könne beweisen, dass er ihm die richtigen Maße genannt hatte.
Und um mir das zu zeigen, holte er den Scherzmeterstab, den ich ihm Wochen vorher geschenkt hatte, legte ihn an den Schrank, las die gemessene Breite ab und meinte „Siehste, zu breit!“.
Apropo siehste. Ich habe meinen Bekannten noch nie so sauer wie damals gesehen, als ich ihn aufklärte, was es mit dem Meterstab auf sich hatte.
Auch meine Beschwichtigungsversuche „Später werden wir mal darüber lachen“ halfen nix. Die Erwähnung, dass ich ihm lieber die Busenbürste hätte schenken sollen, verstimmte dann noch seine Partnerin.
Einige Wochen sprach er mit mir auch kaum noch und wenn ich ihn heute besuchen gehe, bekomme ich immer ein ganz schlechtes Gewissen, wenn ich im Flur den Garderobenschrank in einer Ecke und nicht in der dafür vorgesehenen Nische stehen sehe.
Er kann übrigens noch heute nicht über die Geschichte lachen. Und wenn er Geburtstag hat, bekomme ich eine klare Liste von möglichen Geschenken von der ich unter Strafe nicht abweichen darf.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir Männer es nicht so mit Geschenken haben?
lol
tja, der vernünftige handwerker kennt sein werkzeug 😉
Ja und der vernünftiger Mann kennt seinen „Meterstab“ 😉
wie war 😉
Oje oje nicht gut gelaufen, na ja nächstes mal wirds besser